Lerne Larry kennen

Larry, weniger als einen Monat nach seiner Rettung im Mittelmeer. Lampedusa, Italien; November 2016. ©Pamela Kerpius

Larry, weniger als einen Monat nach seiner Rettung im Mittelmeer. Lampedusa, Italien; November 2016. ©Pamela Kerpius/Migrants of the Mediterranean

 



Lerne Larry kennen.

18 Jahre alt und kommt aus Nigeria.

Er durchquerte drei Länder, um nach Lampedusa zu gelangen: Nigeria, Niger und das gefährlichste von allen, Libyen.

Seine Reise dauerte ein Jahr und fünf Monate. Er ging aus Nigeria weg, weil es gefährlich war. Sein Onkel verkaufte Kleidung, aber der Markt, auf dem er arbeitete, wurde bombardiert und er wurde getötet. Larry floh.

Es fällt ihm schwer, Details zu artikulieren. Da ist zum Teil auf kulturelle Nuancen in der Kommunikation zurückzuführen; viele die Männer, die ich treffe, haben eine andere Art und Weise als Amerikaner und Europäer Fragen zu stellen und zu beantworten. Manchmal stelle ich zwei oder mehr Fragen, um genaue Angaben zu erhalten; aber manchmal ist es erschwerend immer wieder nachzuhaken, damit man verstehen kann. Am Hotspot sind viele Menschen beschäftigt, die in afrikanischen Ländern beheimatet sind. Sie sollen die Kommunikation erleichtern, nicht als Übersetzer, sondern als „Kulturvermittler”.

Ein anderer Grund, warum es schwierig sein könnte zu kommunizieren, ist, dass Larry eine Kopfverletzung erlitt. Während seiner Reise verbrachte er ein Jahr und zwei Monate im libyschen Gefängnis; er wurde dort geschlagen und bekam einen Schlag auf den Kopf.

Er bekommt Kopfschmerzen. Er sagt, er weiß nicht, was er tun soll.

Im Gefängnis verlor er den Überblick über die Zeit und die Tage. Es waren mehr als 1.000 Menschen im Gefängnis. „Dort ist das ganze Leben nutzlos”, sagte er. Er entkam dem Gefängnis, das sich irgendwo innerhalb der Stadtgrenzen von Tripolis befand, und gelangte an die Küste.

Er überquerte das Mittelmeer in einem Schlauchboot. Es gab Frauen und Babys auf dem Boot, das 7 bis 9 Stunden auf See war, sagte er. Er wurde von einem deutschen Schiff gerettet und dann in die Obhut der Guardia Costiera übergeben, die ihn am 29. Oktober 2016 nach Lampedusa brachte.

Es gibt nur eine Sache, die Larry tun möchte, wenn er auf das europäische Festland kommt: zur Schule gehen.

Larry ist einer erstaunlicher Mensch.

Übersetzung von: SA

 
Larry (R) und Kelvin (L) auf dem Fußballplatz neben dem Hafen; abgelegte Holzboote im Hintergrund. Lampedusa, Italien; November 2016. ©Pamela Kerpius

Larry (R) und Kelvin (L) auf dem Fußballplatz neben dem Hafen; abgelegte Holzboote im Hintergrund. Lampedusa, Italien; November 2016. ©Pamela Kerpius/Migrants of the Mediterranean