Lerne Felix kennen

Felix, in Lampedusa, Italien. November 2016. ©Pamela Kerpius

Felix, in Lampedusa, Italien. November 2016. ©Pamela Kerpius/Migrants of the Mediterranean

 


Lerne Felix kennen.

Er ist 18 Jahre alt und kommt aus Gambia.

Er durchquerte sechs Länder, um nach Lampedusa zu gelangen: Gambia, Senegal, Mali, Burkina Faso, Niger und das gefährlichste von allen, Libyen.

Er verließ sein Zuhause, weil er einen Autounfall hatte, bei dem Volkseigentum beschädigt wurde. Weil die Strafe für dieses Verbrechen in Gambia eine Inhaftierung ist (in einem System, in dem Gefangene bekanntermaßen schwer misshandelt werden), floh er fast sofort allein.

Die Reise dauerte sechs Monate. Er durchquerte die Sahara mit fünf Litern Wasser auf der Ladefläche eines offenen Kleintransporters, der von Schmugglern gefahren wurde. Er durchquerte Libyen unter ständiger Bedrohung von Tod und Gefahr. Er sagte, dass es insgesamt fünf Monate, eine Woche und zwei Tage dauerte. Er wurde einmal geschlagen.

Er durchquerte das Mittelmeer auf einem Schlauchboot mit 151 Menschen. Es gab ein Leck im Boot und ihre Füße standen in kaltem Meerwasser. Es war 22 Uhr, als sie die libysche Küste verließen. Er hatte große Angst. Er betete. Seine Angst war sehr groß.

Die italienische Küstenwache rettete die Migranten Stunden später und er wurde mit den anderen nach Lampedusa gebracht. Er lebt jetzt in diesem Hotspot, bis er auf das sizilianische Festland verlegt wird. Wohin er danach geht, wissen wir noch nicht.

Sein Lieblingsfilm ist Barbershop, seine Lieblingsmusik ist R&B und sein Lieblingsessen ist eine Speise namens domoda – es ist ein gambischer Erdnussbuttereintopf mit Hähnchen und Tomaten: „Ich weiß nicht, wie man es kocht, aber ich weiß, wie man es isst", sagt er.

Felix ist ein erstaunlicher Mensch.

Übersetzung von: SA