Lerne Dante kennen

Das Fußballspiel im Hafen. Lampedusa, Italien; November 2016. ©Pamela Kerpius/Migrants of the Mediterranean

 



Lerne Dante kennen.

Er ist 21 Jahre alt und kommt aus Nigeria.

Er wollte nicht fotografiert werden, daher zeige ich diese Fotos, die während eines Fußballspiels am Hafen entstanden sind.

Um Lampedusa zu erreichen, musste er drei Länder durchqueren: Nigeria, Niger und das gefährlichste von allen, Libyen.

Seine Reise dauerte ungefähr zweieinhalb Jahre. Am 14. April 2014 tötete eine Bombenexplosion seine Mutter auf einem Markt in Nigeria. 88 Menschen starben. Zwei Tage später floh er aus Angst um seine Sicherheit.

Freunde nahmen ihn eine Weile bei sich auf, aber es gab im Dorf Streitereien und er wurde angestochen. Er zog weiter, erst nach Niger und dann Libyen.

Er verbrachte zwei bis drei Tage in einem LKW bis er an Libyer verkauft wurde. Er arbeitete ohne Bezahlung monatelang in einer Autowäsche. Er weinte jeden Tag, weil er seine Mutter vermisste.

„In Tripoli,” sagte er, „war es am Schlimmsten!“

Es gab kaum Essen. Jeden Tag bekamen fünf Menschen ein Baguette zum Teilen. Sie lebten in einem Containerwagen. Schlafplätze gab es keine; auch keine Matratzen; nur einen Teppich. Er lebte über mehrere Monate in diesem Containerwagen als Sklave.

Um zu essen zu können, traf er sich einmal die Woche mit anderen Sklaven. Sie legten ihr Geld zusammen, um einen Eintopf zu kochen; das war jedoch nicht erlaubt. Er erzählte mir, dass er nicht wusste was passiert wäre, wenn die Wächter sie dabei erwischt hätten.

Zwei Monate lang hatte er nur die Kleider, die er am Körper trug. Zwei Monate lang durfte er nicht duschen oder sich waschen. Zwei Monate lang hatte er keinen Zugang zu fließendem Wasser und Zahnputzzeug.

Die mit Gewehren bewaffneten Wächter waren immer in der Nähe.

Sie planten ihre Flucht über den Strand. Er sagte, wenn er nicht fliehen könnte, würde er getötet oder an einen anderen Sklavenhändler verkauft werden. Sie flohen mitten in der Nacht. Sie liefen zum „Lapalapa“, dem aufblasbaren Boot aus Kunststoff.

Um zwei Uhr morgens durchquerte er das Mittelmeer in einem Schlauchboot mit mehr als 100 Menschen. Es war dunkel. Gegen sieben Uhr erreichten sie das „blaue Meer“, das, so sagte er, „ein Zeichen der internationalen Gewässer ist;“ bis dahin sei das Wasser dunkelgrün gewesen.

Er wurde von einem deutschen Schiff gerettet, das ihn gegen 22 Uhr an die Guardia Costiera übergab. Er verbrachte zwei Tage auf dem Schiff der italienischen Küstenwache bevor er schließlich in Lampedusa ankam.

Dante und ich wurden Freunde und ich sah ihn fast jeden Tag in der Stadt. Wir trafen uns zum Kaffee und unterhielten uns. Er, wie viele andere der jungen Männer, halten mich über den Facebook Messenger auf dem Laufenden; über diese App rief er mich an und sagte, er sei sicher in Florenz angekommen nachdem er auf das sizilianische Festland gebracht worden war.

Er spielt gerne Fußball. Er hat eine große Persönlichkeit und eine empfindsame Seele.

Dante ist ein erstaunlicher Mensch.

Übersetzung von: JAR

 
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